Klamme Kommunen und Sportvereine

von Reinhard Mau

SSV-Vorsitzender: „Zusammenarbeit wird unabdingbar sein“

Das Geld der Kommunen wird immer knapper – das merken auch die Sportvereine. Frank Nottekämper, Vorsitzender des Stadtsportverbandes (SSV) Ibbenbüren, skizziert im Gespräch mit unserem Medienhaus die Perspektiven für den Sport in der Stadt.

Herr Nottekämper, in Ibbenbüren scheint Eigenleistung stärker denn je gefragt: Arminia Ibbenbüren mit dem Kunstrasenplatz, der SV Dickenberg mit dem Vereinsheim und der TVI mit der Geschäftsstelle – sind die Zeiten, in denen die Kommunen ihren Sportvereinen die Anlagen finanziert haben jetzt endgültig vorbei?

Frank Nottekämper: In jedem Falle, aber das haben wir ja seit Jahren auf uns zukommen sehen. Die Vereine müssen heutzutage auch einfach ein Auge auf ihre Anlagen haben und müssen, wenn bauliche Maßnahmen nötig werden, schon frühzeitig die Weichen in Richtung einer Finanzierung stellen. Wenn ich einen Verein habe und dort Sport anbiete, muss ich mir das von den Mitgliedern auch bezahlen lassen. Ich war am vergangenen Samstag beim Traditionsturnier in den neuen Räumlichkeiten des TSC, die er über Mitgliedsbeiträge selbst finanziert hat, und da läuft alles gut, hat mir der Ehrenvorsitzende versichert.

Das ist ein Modell, eine andere Variante wäre, dass die Stadt zum Beispiel ein Nutzungsentgelt erheben könnte...

Nottekämper: Man braucht sich nichts vorzumachen, das Nutzungsentgelt wird kommen. Ich habe mit dem Bürgermeister auch schon darüber gesprochen. Wichtig ist uns aber, dass dieses Geld auch für den Sport verwendet wird. Solange ich SSV-Vorsitzender bin, werden mit diesem Geld keine Haushaltslöcher gestopft, sondern es muss zweckgebunden verwendet werden.

Gibt es denn schon einen Zeitplan?

Nottekämper: Solange die Ergebnisse der Beratungsfirma Rödl und Partner im Rathaus noch nicht vorliegen, wird sich nichts tun. Aber Bürgermeister Dr. Schrameyer hat sich bei der letzten SSV-Vorstandssitzung bei uns vorgestellt, hat sich viel Zeit für uns genommen und signalisiert, dass er die Zusammenarbeit mit dem SSV gerne so fortsetzen möchte, wie es unter seinem Amtsvorgänger lief. Die Sportpauschale wird es auch weiterhin geben, was aber die Ergebnisse der Untersuchung von Rödl und Partner für Auswirkungen haben, lässt sich noch nicht absehen.

Die Gemeindeprüfungsanstalt soll ja festgestellt haben, dass es in Ibbenbüren zu viele Sportflächen gibt...

Nottekämper: Das ist ja auch irgendwo nachvollziehbar, wenn man sich die Sportlandschaft mit zum Beispiel sieben Fußballvereinen anguckt. Es ist zwar schön, dass jeder Ortsteil einen hat, aber man muss auch die langfristige Entwicklung im Auge haben. In Uffeln wird der Platz ja schon von anderen Vereinen mitgenutzt. Klubs müssen sich fragen, ob sie wirklich alles brauchen, was sie haben. Irgendwann wird eine Zusammenarbeit unabdingbar sein, egal, ob Fußball oder Handball oder welche Sportart auch immer.

Der TVI baut sich seine Geschäftsstelle samt Bewegungszentrum selbst – ein Musterbeispiel, wie es ohne Stadt geht?

Nottekämper: Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass sich die Stadt da auch bewegt hat, nur auf eine andere Art und Weise. Klar ist aber: Wenn Sportvereine in den nächsten Jahren große Bauvorhaben planen, dürfen sie sich nicht darauf verlassen, dass die Stadt sie großzügig finanziert. Die Zeiten sind endgültig vorbei. Der TVI hat den Vorteil, dass er einen Zweig besetzt, wo er mit seinem Angebot auch Geld verdienen kann. Das können andere Vereine nicht. Aber wie sie das Projekt stemmen ist schon vorbildlich.

Sind hauptamtliche oder bezahlte Geschäftsführer die Zukunft der Vereine?

Nottekämper: Nicht für alle, aber, wenn man sieht, wie sich Vereinsarbeit in den vergangenen Jahren entwickelt hat, dann muss man festhalten, dass die Rahmenbedingungen immer schwieriger werden. Man muss viel beachten, allein bei den Steuererklärungen eines kleinen Vereins geht es schon um große Summen – und einer haftet am Ende. Ehrenamtliche zu finden, die sich diese Arbeit angesichts immer neuer Richtlinien und Gesetze aufhalsen, wird nicht einfacher. Es geht nur über Manpower, über viele Leute, die was machen. Mit nur ein, zwei Leuten, die sich engagieren, läuft sich ein Verein tot. Da hat man keine Chance. Kassenwarte, die das zwischen Tür und Angel machen, gibt es heute nicht mehr. Es ist immer mehr Geld im Spiel: Antrittsgelder, Gebühren und Ähnliches – Gelder, die generiert und verwaltet werden müssen. Das ist viel Arbeit.

Wie weit sind die Ibbenbürener Vereine in Sachen erweitertes Führungszeugnis für ihre Übungsleiter?

Nottekämper: Das läuft. Meines Wissens ist es bei den großen Vereinen erfolgt, die kleineren Vereine ziehen jetzt nach. Wir haben jetzt mit anderen Kommunen zusammengesessen und festgestellt, dass wir da ziemlich weit vorne sind. Andere Kommunen sind da erheblich weiter zurück.

Macht Ihnen die Arbeit als SSV-Boss nach knapp einem Jahr im Amt noch Spaß?

Nottekämper: Es ist alles ok. Das Problem ist nur, dass die Verwaltung momentan ein wenig gelähmt ist.

Bericht und Foto IVZ-aktuell vom 27.01.2016

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